Mittwoch, 16. Mai 2012

Sein & Werden – Spiritualität im 21. Jahrhundert


Am 15.05.2012 hielt Dr. Tom Steininger im Kultur Café Odeon, in Marburg, im Rahmen der Vortragsreihe „Bewußtseinsentwicklung – Spiritualität“, einen Vortrag über ‚Sein und Werden‘.
Das gemütliche Café war bis zum letzten Platz ausgebucht und zumeist ältere Personen anwesend. Mit 45 Jahren dürfte ich wohl einer der jüngsten gewesen sein.
Tom Steininger ist aus Wien und promovierter Philosoph, Bewusstseinsforscher und Leiter des deutschen EnlightenNext-Zentrums.
Beginnend mit der Frage „Warum bin ich hier?“ leitet er eine philosophische Reise durch die Zeit und der Bewußtseinsforschung ein. Bewußtsein, vorerst definiert als eine „Reaktion auf ein Äußeres“, schreibt er dabei auch einer Amöbe zu. Er beschreibt die großen Philosophen wie Sokrates, Platon, Buddha u.a., die nach Karl Jaspers eine ‚Achsenzeit‘ eingeleitet haben, einen Beginn der Philosophie. Zuvor gab es kein Individuum, welches sich selbst erfahren hat, denn es herrschte ein ‚Wir‘ im Clan oder Stamm vor, wobei nur das ‚Absolute‘ erfahren werden konnten. Es war ein Sein, welches zur Erhaltung des Ganzen auf Äußeres reagierte.
Im Heute, wo wir uns im Dialog und Selbstreflektion erleben, einem Bewußtsein, welches vorangeschritten ist, sieht Steininger eine zweite Achsenzeit. Es ist ein Prozess vom Sein zum Werden, den Martin Heidegger auch in ‚Sein und Zeit‘ andeutet. Dadurch erhalten wir die eine Freiheit, die nicht eine Freiheit ‚von‘ etwas ist, sondern eine Freiheit ‚für‘ etwas. Es ist die Freiheit zu Handeln, Alternativen zu haben und stets das ‚Richtige‘ zu wählen. Dieses ‚Richtige‘ war für einige Zuhörer schwer nachzuvollziehen, kann aber nur das Handeln sein, welches den Prozess der Bewußtwerdung meiner Selbst und die Evolution als Gesellschaft fördert. Auf den Punkt gebracht, ist es eine Verantwortungsethik, die uns nicht mehr auf Äußeres reagieren, sondern Welt im aktiven Prozess an sich gestalten läßt.
Methoden um das Bewußtsein zu schulen oder den Prozess der Bewußtwerdung einzuleiten sind u.a. Meditation oder Dekonditionierung. In der Meditation sind wir frei, werden auf uns zurückgeworfen und erleben uns im Prozess.
Es war mit anschließender Diskussion ein fruchtbarer Abend, und ich freue mich auf weitere Vorträge. Der nächste findet am 19.6.2012 statt, wobei Wulf Mirko Weinreich über „Die Evolution des Raum-Zeit-Bewußtseins“ spricht.

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