Mittwoch, 17. September 2014

Nachruf auf Werner Kurt Giesa



Ich lernte Werner am 27.3.1983 persönlich kennen. Das war am Tag des 1. Marburg-Con, zu dem er zusammen mit Rolf Michael kam. Jürgen Grasmück, alias Dan Shocker, war auch da. Zuvor hatten wir schon korrespondiert, damals ging alles noch mit Briefen, die fleißig hin und her wechselten. Werner war auch schon unser aktivster Mitarbeiter am Clubmagazin. Wir sahen uns von nun an häufiger, mal auf dem Phantastik-Stammtisch in Frankfurt, mal auf anderen Cons wie der Buchmesse-Con oder die Treffen des Marlos-Club auf Burg Frankenstein, besuchten die Karl-May-Festspiele in Elspe oder wir zelteten mit der Crew aus Helleb. Auf dem berühmt-berüchtigten Zelt-Con in Ahnatal drehten wir auch den Zamorrafilm „Satans Todesschwadron“. Auch über die Phantastik hinaus waren wir verbunden und ich erinnere mich an seinen damaligen Umzug an seine letzte Adresse. Eine Woche haben wir geräumt, gestrichen, renoviert. Als Dankeschön bekam ich damals seinen Hut, einen original Stetson, den ich auch heute noch in Ehren halte.
Seite Werke, ob Professor Zamorra, Mythor, Perry Rhodan, ich kannte fast alles was er so schrieb, bekam teils Originalmanuskripte von ihm, die ich auf dem Marburg-Con verlosen durfte. Sein Humor übertrug sich auf seine Figuren und Werke und oft sah ich ihn vor meinem inneren Auge lächeln.
Ich erinnere mich noch gut, daß Werner mich auch einmal an der Universität, ich studierte ja u.a. Literaturwissenschaft, in einem medienwissenschaftlichem Seminar, Thema ‚Serielle Produktionen‘ unterstützte. Er hatte damals fast den Termin verwechselt und wer Werner und seine Nachtarbeit kennt, weiß, wie schwer es war ihn morgens zu erreichen. Ich schaffte es und Werner schaffte die Strecke von Altenstadt nach Marburg in 45 Min. So konnte Werner, der sein Studium damals wohl nicht durchzog, von sich behaupten mal auf der Universität doziert zu haben. Ein gutes Gehalt gab es neben einem vorzüglichen Essen mit mir und meinem Professor, Herrn Giesenfeld, – übrigens auch Trivialliteraturexperte – auch. Mit Werner konnte ich auch meine Forschungserbnisse besprechen, die ich im Rahmen meiner Magisterarbeit über den Horror-Heft-Roman hervorbrachte. Er behielt auch darin recht, das ich dadurch meine ‚Unschuld‘ verlieren würde: nämlich nie wieder einen Heftroman lesen zu können, ohne den Forscherblick…
Mitte 2002 zog ich nach Hamburg und verlor mit vielen Freunden den näheren Kontakt, leider auch mit Werner. Wir trafen uns nur noch gelegentlich auf Cons, aber es war immer herzlich. Vom Tode seiner Frau Heike, die ich auch sehr lange durch die Phantastik-Szene kannte, erfuhr ich durch eine E-Mail in Wien. Danach baute Werner immer mehr ab, denn er konnte ihren Tod nicht überwinden. Er verstarb am 14. Februar 2008 und diese Nachricht überbrachte mir damals Thomas Birker. Am 7. September wäre er 60 Jahre geworden. Ich werde mich an Werner, seine Herzlichkeit, seinen Humor, seine Freundschaft und vieles mehr immer erinnern.

 Werner in jüngeren Jahren mit seinem Freund und Mentor Kurt Brand
Foto: Achim Mehnert.

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